Osteogenesis imperfecta

Die Osteogenesis imperfecta (OI) umfasst eine heterogene Gruppe genetischer Erkrankungen mit erhöhter Knochenbrüchigkeit, geringer Knochenmasse und Neigung zu Knochenbrüchen unterschiedlichen Schweregrades. Die Schätzungen der Prävalenz liegen zwischen 1:10.000 und1:20.000.Fünf klinisch unterscheidbare OI-Typen wurden identifiziert. Vorherrschendes Merkmal aller OI Typenist die vermehrte Knochenbrüchigkeit, die sich mit einer Vielzahl von Spontanfrakturen äußert. Der Typ II ist letal, Typ III hat einen schweren Verlauf, die Typen IV und V sind moderat. Der Typ I hat einen milden Verlauf ohne knöcherne Deformitäten. Die Körpergröße ist normal oder nur leicht reduziert. Die Skleren sind blau, eine Dentinogenesis imperfecta (DI) besteht nicht. Patienten mit Typ II haben schon bei Geburt multiple Frakturen der Rippen und langen Röhrenknochen, ausgeprägte Deformitäten, verbreiterte lange Knochen, geringe Knochendichte des Schädels im Röntgenbild und dunkle Skleren. Merkmale des Typ III sind sehr geringe Körpergröße, dreieckiges Gesicht, schwere Skoliose, gräuliche oder weiße Skleren und DI. Patienten mit Typ IV zeigen moderaten Kleinwuchs, leichte bis moderate Skoliose, gräuliche oder weiße Skleren und DI. Der TypV ist gekennzeichnet durch leichten bis moderaten Kleinwuchs, Dislokation des Radiusköpfchens, mineralisierte interossäre Membranen, hyperplastischen Kallus, weiße Skleren und keine DI. Andere genetisch unterschiedliche Typen wurden beschrieben (Typen VI bis IX), aber sie unterscheiden sich klinisch nicht von den Typen II-IV. In 95% der Fälle ist die OI durch Mutationen in den Genen COL1A1 (17q21.33) und COL1A2(7q21.3) verursacht. Diese Gene kodieren für Alpha-1- bzw. für die Alpha-2-Kette des Typ-1-Kollagens und deren Mutationen können die klinischen Typen I-IV der OI verursachen. Die Vererbung ist autosomal-dominant. Seltener kommen autosomal-rezessive Formen der OI vor. Sie haben Mutationen in den Genen LEPRE1 (1p34.1), CRTAP (3p22), PPIB (15q21-q22), SERPINH2(11q13.5), SP7 (12q13.13), SERPINF1 (17p13.3) und FKBP10 (17q21 Autosomal-rezessive Formen verlaufen immer schwer und mit schwerer Muskelhypotonie. Die Diagnose basiert auf den klinischen Befunden am Skelett und in nicht-skelettalen Bereichen. Röntgenologische Untersuchungen ergeben Osteoporose und ‚Wormian‘-ähnliche Knochen. Eine Osteodensitometrie kann die verminderten Knochenmasse nachweisen. Eine pränatale Diagnose ist verdachtsweise durch Ultraschall möglich und verlässlich durchmolekulare Analyse. Die OI fällt durch eine gleichmäßige Mikromelie auf, wobei gleichzeitig die intrauterinen Frakturen zu einer Verplumpung und unregelmäßigen Außenkontur der langen Röhrenknochen führen, die teilweise wie eingestaucht wirken. Gelegentlich werden sonographisch nur wenige Frakturen oder nur gekrümmt erscheinende lange Röhrenknochen gefunden, so dass die Zuordnung zu einem bestimmten Typ der OI schwierig ist. Der hypoplastische Thorax erscheint glockenförmig, die Rippen sind meistens aufgrund der multiplen Frakturen unregelmäßig mit zahlreichen perlenkettenförmig angeordneten Auftreibungen. Wesentliche Kriterien der OI II sind die erhöhte Schalldurchlässigkeit des fetalen Schädels aufgrund der fehlenden Kalzifikation und die Komprimierbarkeit der Schädelknochen. Typ III der OI kann sonographisch ähnlich wie Typ II imponieren.

Untersuchte Gene
COL1A1 (MIM: 120150) (Oi Typ I-IV)
COL1A2 (MIM: 120160) (Oi Typ II-IV)
IFITM5 (MIM: 614757) (Oi Typ V)
SERPINF1 (MIM: 172860) (Oi Typ VI)
CRTAP (MIM: 605497) (Oi Typ VII)
LEPRE1 (MIM: 610339) (Oi Typ VIII)
PPIP (MIM: 123841) (Oi Typ IX)
SERPINH1 (MIM: 600943 Typ X)
FKBP10 (MIM: 607063 Typ XI)
SP7 (MIM: 606633 Typ XII)
BMP1 (MIM: 112264) (Oi Typ XIII)
TMEM38B (MIM: 611236 Typ XIV)
WNT1 (MIM: 164820 Typ XV)

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