ARPKD

Die hereditären Zystennierenerkrankungen lassen sich genetisch in insgesamt drei Formen unterteilen (Tabelle 1):
1) ARPKD (autosomal – rezessive polyzystische Nierenerkrankung)
2) ADPKD (autosomal – dominante polyzystische Nierenerkrankung)
3) Nierendysplasie

Es gibt außerdem eine pathologisch- anatomisch orientierte Einteilung der hereditärenZystennierenerkrankung nach Potter:
Potter I: autosomal-rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPKD)
Potter IIa:multizystische Nierendysplasie
Potter IIb: hypoplastische Nierendysplasie
Potter III: autosomal- dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD)
Potter IV: zystische Nierendysplasie bei fetaler Obstruktion der unteren Harnwege

Anzumerken ist, dass die Potter-Klassifikation Läsionen beschreibt. Die üblichen genetischenBezeichnungen stehen somit nicht in voller Übereinstimmung der Potter-Klassifikation.

Die autosomal-rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPKD)

Die ARPKD ist durch frühen, meist pränatalen Beginn gekennzeichnet. Bei der ARPKD entsprechendie Zystennieren dem Typ Potter I. Mit dem Begriff Zystennieren Typ Potter I werden sehrspezifische Veränderungen der Nieren und der Leber bezeichnet (Abbildung 3). Wenn zusätzlichkeine weiteren Fehlbildungen wie verkürzte Röhrenknochen vorliegen, handelt es sich um dieautosomal rezessive Form der Zystennieren, sodass diese Begriffe synonym verwendet werdenkönnen. Das Krankheitsbild ist in der überwiegenden Zahl der Fälle bei der Geburt manifest undkann da es pränatal beginnt oft auch bereits pränatal diagnostiziert werden. Etwa 90% der Kinderversterben im frühen Neugeborenenalter meist an respiratorischen Komplikationen infolge einerLungenhypoplasie. Obligat findet sich eine kongenitale hepatische Fibrose mit hyperplastischenGallengängen. Fehlende Leberveränderungen auch in sehr frühen Stadien der Diagnose schließendie Diagnose einer ARPKD aus. Die klinischen Konsequenzen der Leberfibrose treten meist erst imspäten Kindes- bzw. Jugendalters als Folge einer portalen Hypertension in Erscheinung.

Abbildung 3: Die autosomal-rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPKD) (modifiziert nachPathologie und Genetik hereditärer Zystennieren (2003) B. Hermanns et al. Pathologe 24:410-420,Springer-Verlag).

1994 gelang die Kartierung des ARPKD Gens auf dem Chromosom 6p. Dort befindet sich dasPKHD1-Gen und Mutationen in diesem Gen führen zum Phänotyp der Erkrankung. Das PKHD1 Gencodiert für ein Transmembranprotein mit 86 Exons und einer großen Vielzahl alternativerSplicevarianten. Das längste Transkript umfasst 67 Exons, welches das Protein Polyductin codiert.Wenn man das Gen kennt, das für eine Erkrankung verantwortlich ist, dann kann einemolekulargenetische Diagnostik angeboten werden. In klinisch zweifelsfreien Fällen gelingt derMutationsnachweis in ca. 95% der Fälle. Aufgrund der Größe und der Vielzahl unklarerPolymorphismen bleibt die Gensequenzierung nur seltenen, speziellen Fragestellungen vorbehalten.